DER BLOG DER QIVERSITY
Artikel zu Qigong, zu damit verwandten Themen und zu anderen.
„Du wirst gaaaaanz ruhig und folgst dem Pendel mit deinen Augen.“ So oder so ähnlich war meine Vorstellung von Hypnose. Gepaart mit dem Bild der Schlange Ka aus dem Dschungelbuch, die Ihre Beute bevor sie sie verschlingt mit Ihrem Hypno-Blick in den Bann zieht, wehr- und willenlos macht.
Ein Kursteilnehmer rief mir das Thema ins Bewusstsein, indem er mir begeistert von einem Auftritt des Show-Hypnotiseurs Jan Becker erzählte. Da ich Gemeinsamkeiten mit Qigong entdeckte, fing ich an zum Thema zu recherchieren. Ich nahm mir Jan Beckers Buch „Du wirst tun, was ich will!“ zur Brust und dank der lockeren Schreibweise war es schnell gelesen. Im Zuge meiner weiteren Recherche stieß ich darauf, dass man mittels Hypnose leidige Gewohnheiten wie z.B. Rauchen loslassen kann. Zudem kann man im „Hirncomputer“ chronische Schmerzen, die sich gespeichert haben, löschen.
Welch „tolles“ Testfeld ich doch hatte, um nun in die Hypnose-Praxis zu starten: Seit geraumer Zeit begleiten mich Zahnschmerzen, wohin ich auch gehe. Ausgelöst an einem Zahn, den seit Kindertagen eine tiefe Füllung ziert. Mein Zahnarzt konnte keinen Grund für den Dauerschmerz erkennen und ich sollte nun abwarten bis es nicht mehr auszuhalten sei und könne dann zur Wurzelbehandlung kommen. Prima!
Ich beschloss also aufgrund der Zahnschmerzen einen erfahrenen Hypnotherapeuten aufzusuchen. Vor meinem Hypnose-Ersttermin war ich schon etwas aufgeregt. Was würde passieren und bin ich dem Therapeuten/Arzt ausgeliefert? Wie fühlt sich das an? Die erste Sitzung haben wir kurzerhand verplaudert bis auf ein paar Vortests, die mehr oder minder gut funktionierten. Und auch die zweite Sitzung war schon zu zwei Dritteln verstrichen als ich mich auf die Liege legen konnte. Wir begaben uns auf eine Phantasiereise an einen Strand meiner Wahl wie ich sie schon etliche Male mit meinen Kursteilnehmern unternommen habe. Zunächst sträubte sich irgendetwas in mir gegen genannte Bilder und Vorstellungen, aber irgendwann flossen meine eigenen Bilder mit ein und eh ich mich versah lag ich mit bleischweren Armen und Beinen auf der Liege und wurde schubweise von einem angenehmen Kribbeln durchflutet. Die Intensität war um ein Vielfaches stärker als ich es vom Qigong her kannte. Nebenbei „injizierte“ mein Therapeut verbal meinem Unterbewusstsein Ruhe, meiner Seele Leichtigkeit. Erstaunlich war, dass ich bei vollem Bewusstsein war. Abschließend zählte mein Therapeut von drei auf eins, die Schwere in Armen und Beinen verschwand wie er es angesagt hatte und nachdem ich mich „wie ein kleines Kind“ gestreckt hatte fühlte ich mich hellwach und gut erholt.
Tagsdarauf übte ich meine Qigong-Übungen zuhause und tatsächlich bekam ich leichter Zugang zum Spüren. Es war als hätte mir die Hypnose gezeigt wie „tief“ sich das Üben anfühlen kann und in der Tat konnte ich dieses Empfinden/Kribbeln selbst wieder aufrufen.
Noch einmal suchte ich die Praxis meines Therapeuten auf. Diesmal kam es in der Hypnose tatsächlich zu einem intensiven Gefühl ober- und unterhalb der Zähne; nur leider war die Zeit um und kurz nachdem mein Körper anfing in der gewünschten Region zu arbeiten, brachen wir ab. Ich beschloss für mich, dass es an der Zeit war, den Weg alleine weiterzugehen und den Zahnschmerzen selbst „Herr zu werden“.
Mittlerweile habe ich den Zahnarzt gewechselt, zu einem, der in der ganzheitlichen Medizin zuhause ist. Er begrüßte mein Bemühen, die Schmerzen mit Hypnose und Akupunktur in den Griff zu bekommen, fand allerdings feine Risse im Zahn, wodurch der Zahn durch jeden Luftzug und jede Berührung mit Flüssigkeit oder Nahrung aufs Neue gereizt wird. Da gibt es also nichts zu löschen im Schmerzgedächntis.
In diesem Fall konnte mir Hypnose also nicht weiterhelfen, aber ich glaube, dass sie ein mächtiges Werkzeug ist, da sie mit der Kraft der Gedanken hantiert. Bei Ängsten, Kinderwunsch, Rauchentwöhnung oder Schlafstörungen beispielsweise kann Hypnose meiner Meinung das probate Mittel sein.
Aus meinem Alltag ist die Hypnose nicht mehr wegzudenken. Die Kunst der Selbsthypnose beherrsche ich seither nur im Kleinen, aber bisweilen leisten mir auch die Hypnose-CDs von Paul McKenna gute Dienste. Sie dauern in etwa 30 Minuten und kommen nicht annähernd so reißerisch daher wie die Titel der Bücher klingen: Ich mach dich reich, ich mach dich schlank….
Letzten Endes ist es wie beim Qigong. Wer sich darauf einlässt, profitiert am meisten. Vielleicht hat euch meine Erfahrung neugierig gemacht, das würde mich freuen v.a. wenn euch die Hypnose dann weiterbringt. Alles Gute für euch und liebe Grüße!
Daniel
ÜBER DEN AUTOR
Daniel Steinbauer
Daniel Steinbauer ist Qigong-Lehrer aus Leidenschaft. Nach vier Jahren Ausbildung bei der Deutschen-Qigong-Gesellschaft e.V. und zehn Jahren Kurspraxis hat er 2023 die Qiversity gegründet, um sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben.