DER BLOG DER QIVERSITY
Artikel zu Qigong, zu damit verwandten Themen und zu anderen.
Einen Meister im Qigong wollte ich treffen und prompt brachte mir zufällig eine Teilnehmerin eine DVD eines eben solchen mit. Er hatte einen österreichischen Akzent; da dachte ich mir, aus der Welt kann er ja nicht sein und siehe da. Im Januar konnte man den Meister Shi Xinggui in Freising auf einem Wochenendseminar antreffen.
Im Grunde halte ich herzlich wenig von Personenkult. Einfach mal aus erster Hand Qigong lernen und das bisher Gelernte so auf den Prüfstand stellen. Das war meine Intention.
Eine liebe Bekannte ließ mich bei sich in der Freisinger Wohnung übernachten und so stand dem Treffen mit dem Meister nichts im Wege.
Nach dreistündiger Anfahrt fand ich den Kursraum, indem ich den Leuten mit den Yogamatten ähm Qigong-Matten unterm Arm folgte. Keiner wusste recht, wo man sich im großen Saal platzieren durfte. Nur ein junger Mann saß auf einer Art Gebetsteppich und erwartete still, auf seinen Unterschenkeln sitzend, den Meister… Und eine halbe Stunde und drei Tassen Grüntee später hatte sich der Raum sichtlich gefüllt. Es ging los und im Mönchsgewand kam Shi Xinggui herein.
Seine Assistentin sprach einleitende Worte und übergab das Wort an Shi Xinggui, der einleitend ein Herz-Sutra anstimmte. Ein wunderbarer Willkommensgruß! Chinesische Worte ändern durch ihre Betonung die Bedeutung und die Sprache wirkt allein dadurch melodiös. Manche Laute sind für „westliche Ohren“ schlichtweg Neuland. Im darauffolgenden Theorieteil zu Qi und wie es wirkt hörten sich selbst Begrifflichkeiten, die ich dachte zu kennen, anders an. Wieder was gelernt; Junge, da ist bei dir Luft nach oben, dachte ich im Stillen.
Fragen beantwortete Shi Xinggui geduldig und meisterte die Sprachbarriere mit besagtem österreichischem Akzent, der mich hier und da zum Schmunzeln brachte.
Im gut gefüllten Raum war es schwierig bei den eigentlichen Übungen stets einen Blick auf den Meister zu haben. Hier und da huschte seine Assistentin durch die Reihen der Übenden und korrigierte. Die acht Brokate standen auf dem Programm ebenso wie Atemübungen und Chan-Meditation. Ein Skript fürs Heimstudium gab es zudem an die Hand.
Der Hinweis, in der eineinhalbstündigen Mittagspause irgendwo in Ruhe zu verweilen, ging an mir vorbei und ich spazierte munter mit einer anderen Teilnehmerin durch Freising. Nun war es nicht mein erstes Ausbildungswochenenden und ich hätte es besser wissen können. Hätte hätte Lichterkette… Obwohl mir die Reihe der acht Brokate aus anderer Quelle vertraut war, war es ein intensives, lernendes Üben und der Spaziergang rächte sich. Nach den Dehnungen war ich letztendlich dankbar über die Meditation am Ende.
Den Hinweis des frühen Zu-Bett-Gehens nahm ich mir zu Herzen und fiel in einen tiefen Gesundschlummer.
Der nächste Tag gestaltete sich ähnlich intensiv, Medien des Meisters konnten erworben werden. Da ich lernfähig bin, verbrachte ich die Mittagspause ruhend, größtenteils im Liegen.
Nach der Mittagspause hieß es für uns: Zurücklehnen. Denn der Meister zeigte sein Können mit einem Fächer, der in China durch die angebrachten Messer als Waffe zum Einsatz kommt. Wenige gemeinsame Übestunden später nahte das Ende der meisterlichen Begegnung.
Etwas gehemmt war ich Umgang mit Shi Xinggui. Wie geht man um – gilt der westliche oder östliche Kodex? Ich entschied mich für den Handschlag zur Verabschiedung. Das gemeinsame Foto war mir zwar zu wider, aber ich wusste, dass ich diesen Artikel im Nachgang schreiben werde. Dieses Erinnerungsstück hab ich letzten Endes also euch zu verdanken – danke
Fazit: Es war toll aus erster Hand lernen zu dürfen, dennoch war meine Ausbildung bei der DQGG e.V. und ihren Ausbilderinnen (in meinem Fall tatsächlich ausschließlich Frauen) solide. Gefallen haben mir mitunter Shi Xingguis Antworten, die von gespürter Erfahrung herrührten z.B. Wie weit öffnen wir die Faust? Das verrät Dir die Spannung im Bauch…
Macht´s gut, auf Wiederlesen 🙂
Daniel
ÜBER DEN AUTOR
Daniel Steinbauer
Daniel Steinbauer ist Qigong-Lehrer aus Leidenschaft. Nach vier Jahren Ausbildung bei der Deutschen-Qigong-Gesellschaft e.V. und zehn Jahren Kurspraxis hat er 2023 die Qiversity gegründet, um sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben.