DER BLOG DER QIVERSITY
Artikel zu Qigong, zu damit verwandten Themen und zu anderen.
Die Qigong-Grundhaltung
Sie ist einer der großen Unterschiede des Qigong zu reinen Gymnastikübungen: die Grundhaltung. Zudem ist sie das Geheimnis der chinesischen Meister, weshalb sie stundenlang beschwerdefrei stehen können. In den meisten Übungen wird die Grundhaltung eingenommen. Wir werden nun auf die einzelnen Körperbereiche eingehen, von Fuß bis Kopf:
In der Grundhaltung lassen wir die Innenkante der Füße parallel zueinander schauen und wir stehen schulterbreit. Tipp: Ein einmaliger Blick in den Spiegel kann helfen, um die Differenz zwischen der gefühlten und der tatsächlichen Schulterbreite auszugleichen. Eine gute „Erdung“ ist eine gesunde Basis für das Üben – daher hilft es, die Zehen zu Beginn leicht in die Erde zu graben; dabei alle Zehen und die gesamte Fußsohle kurz spüren und den Untergrund wahrnehmen. Da oftmals eingetrübte Energie beim Üben nach unten ausgeleitet wird, lohnt es sich, die Tore zur Erde hin, unsere Füße, vor dem Üben zu spüren und zu öffnen.
Wenn wir beim Üben leicht in die Knie gehen, kommen wir eher in eine O-Haltung und meiden explizit die X-Haltung der Beine. Die Kniescheiben sind somit nach vorne ausgerichtet.
Das Becken spielt eine Schlüsselrolle der Grundhaltung. Hier liegt der Ursprung der Bewegung. Es schaukelt im Atemrhythmus:
Mit dem Ausatmen kann man sich vorstellen, sich auf einen hohen Hocker zu setzen, der untere Rücken begradigt sich. Das Steißbein dabei leicht etwas nach vorne schieben, zur Intensivierung sanft nach unten dehnen.
Dann mit dem Einatmen ein Gefühl der Aufrichtung im Becken beginnend Wirbel für Wirbel aufsteigen lassen.
Bei der richtigen Ausführung verlagert sich das Gewicht beim Einatmen eher auf die Vorderfüße, beim Ausatmen tendenziell auf die Fersen.
Mit aufgelegten Händen auf dem Unterbauch kann man das tiefe Einströmen des Atems wahrnehmen. Man lässt den Atem Nase und Brustraum passieren, um schließlich im Unterbauchraum anzukommen. Mit dem Einatmen wölbt sich der Unterbauch natürlich nach außen, im Ausatmen zieht er sich wieder leicht zurück.
Der Bereich zwischen den Schulterblättern und die Schultern selbst sind entspannt und locker. Unter den Achseln lässt sich ein wenig Raum schaffen, indem man die Ellbogen etwas nach außen führt.
Die Zunge liegt im oberen Gaumenbett und darf die Zähne berühren.
Ein Lächeln umspielt den Mundraum. Nur angedeutet erfüllt es schon seinen Zweck: die Entspannung sämtlicher Gesichtsmuskeln.
Den höchsten Punkt des Kopfes, die Verbindung des Körpers zum Himmel, erspürt man, indem man die Zeigefinger oben auf die Ohrmuscheln auflegt und von dort nach oben fährt, bis die Finger sich mittig auf dem Kopf treffen. Von hier ausgehend kann man sich beim Üben einen Faden vorstellen, der einen beim Üben sicher hält. Dieser Faden sorgt auch für die Aufrichtung aller Wirbel beim Einatmen.
Die Aufrichtung setzt sich hinauf bis zu den Halswirbeln fort. Unterstützend kann man Zeige-und Mittelfinger auf das Kinn legen und es während der Aufrichtung sanft nach innen schieben.
Für mich stellt die Grundhaltung an sich in Kombination mit dem bewegten Stehen schon eine Übung dar, an der sich ein Leben lang üben lässt. Da man den ruhigen Übungen im Stehen nachsagt, dass sie am meisten Energie aufkommen lassen, wäre es wohl nicht das schlechteste ?
Gehabt euch wohl und frohes Üben!
Viele Grüße,
Daniel
ÜBER DEN AUTOR
Daniel Steinbauer
Daniel Steinbauer ist Qigong-Lehrer aus Leidenschaft. Nach vier Jahren Ausbildung bei der Deutschen-Qigong-Gesellschaft e.V. und zehn Jahren Kurspraxis hat er 2023 die Qiversity gegründet, um sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben.